Das Projekt


„Sicher überholt!“ adressiert das Phänomen des Überholvorgangs zwischen Auto- und Radfahrenden. Auf Grundlage eines räumlich und personell breit angelegten Erhebungsprogramms werden Empfehlungen zur Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur entwickelt und Möglichkeiten zu risikosenkenden Verkehrsverhaltensweisen aufzeigt.
  • Ausgangssituation
  • Projektziele
  • Projektdurchführung

Ausgangssituation

Zäher Verkehrsfluss, mangelndes Sicherheitsempfinden und Stresssituationen im Verkehrsalltag - es gibt kaum zutreffendere Begriffe, die das Zusammenspiel zwischen Kfz- und Fahrradfahrenden im Straßenverkehr adäquat beschreiben. Infolge des Unfallgeschehens der genannten Akteure wird vermehrt nach Lösungsansätzen gesucht, die sowohl das Unfallrisiko mindern als auch das Sicherheitsgefühl der Verkehrsteilnehmer steigern. Bislang galt dabei die Aufmerksamkeit hauptsächlich der Analyse von Defiziten bei Infrastruktur und Verkehrsabläufen, sodass den eigentlichen Überholvorgängen und den Eigenschaften der Fahrradfahrenden (z.B. Fahrradtyp, Fahrverhalten) kaum Bedeutung beigemessen wurde. Erst in den vergangenen Jahren gelangte die Thematik der Überholvorgänge von Kfz und Fahrrädern insbesondere im internationalen Raum in den Fokus der Untersuchungen von Verkehrsabläufen, wobei eine integrierte Betrachtung zum Umfeld- bzw. der Verkehrssituation weiterhin ausblieb.
Im unmittelbaren Zusammenhang mit den zum Teil sehr umfassenden Untersuchungen zum Unfallgeschehen stand stets die Frage nach dem methodischen Vorgehen. Makroskopische und mikroskopische Unfallanalysen, Verkehrsbeobachtungen und Verfolgungsfahrten waren bisher die wesentlichen Ansätze um Risikopunkte von Alltagswegen zu identifizieren. Erst seit einigen Jahren werden vermehrt mobile Ultraschallsensoren eingesetzt, um die Überholvorgänge von Kfz und Fahrradfahrenden zu erfassen.

Projektziele

Das interdisziplinäre Projekt aus Informatik und Verkehrswissenschaft untersucht, unter welchen Rahmenbedingungen wie überholt wird. Neben den Kenngrößen der Umfeld- und der Verkehrssituation (z.B. Form der Radverkehrsführung) sind insbesondere die Eigenschaften des Radfahrenden (z.B. Fahrradtyp, Fahrverhalten) von großem Interesse. Im Einzelnen verfolgt das Projekt „Sicher überholt!“ folgende Zielsetzungen:
  • Entwicklung eines alltagstauglichen Messinstruments zur Erfassung von Überholvorgängen.
  • Besondere Berücksichtigung von Fahrrädern besonderer Bauart (u.a. Lastenräder, Liegeräder, Fahrräder mit Anhängern), da deren Anteil am Verkehrsgeschehen zunimmt.
  • Identifizierung lokaler sowie genereller Verkehrssituationen bzw. Verkehrsinfrastruktur-Konfigurationen, in denen kritisches bzw. als kritisch empfundenes Überholen häufig vorkommt.
  • Erfassung von Messdaten zu Überholvorgängen von Kfz und Fahrradfahrenden in erheblichem quantitativem Umfang. Dabei sollen neben den reinen Überholvorgängen insbesondere auch die Kenngrößen der Umfeld- und Verkehrssituation kombiniert mit den Eigenschaften der Fahrradfahrenden in die Analysen integriert werden.
  • Ableiten von Empfehlungen zur Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur
  • Im Sinne einer positiven Verkehrssicherheitsarbeit sollen sowohl die Fachwelt als auch die allgemeine Öffentlichkeit für sicheres Überholen von Fahrrädern sensibilisiert werden.

Projektdurchführung

Die Bearbeitung des Projekts erfolgt durch die Hochschule RheinMain in Wiesbaden. Wesentliche Beiträge zu den einzelnen Arbeitspaketen leistet zudem die Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen (AGNH) unter Federführung des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung (HMWEVL) leisten. Ausgerichtet auf die Projektziele versucht „Sicher überholt!“ die bisherigen methodischen Ansätze bzw. Untersuchungsgegenstände zu kombinieren. Durch am Fahrrad mitgeführte Messgeräte (Ultraschallsensoren und Kameras) sollen Überholsituationen auf Alltagswegen von Radfahrenden in ihrem verkehrlichen und straßenräumlichen Kontext erfasst werden. Als Probanden fungieren Alltagsradfahrende, sodass einerseits realitätsbezogene Daten in großem Umfang gesammelt werden und andererseits auch Bezüge zu Eigenschaften und Wahrnehmungen der Radfahrenden hergestellt werden können. Der detaillierte Projektverlauf gliedert sich in folgende Arbeitspakete:
Die vorgesehene Projektlaufzeit reicht von Mitte 2017 bis Ende 2019.

Forschungsteam

Prof. Dr.-Ing. Volker Blees (Fachgruppe Mobilitätsmanagement)
Prof. Blees hat seit 2014 die Professur „Verkehrswesen“ im Fachbereich Architektur und Bauingenieurwesen an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden inne. Zu seinen Lehr- und Forschungsschwerpunkten gehören u.a. Planungsmethodik, Umweltwirkungen des Verkehrs und Mobilitätsmanagement. Im Rahmen von Sicher überholt! beschäftigt sich das Team um Prof. Dr.-Ing. Volker Blees mit den verkehrlichen Fragestellungen von möglichen Einflussfaktoren auf Überholvorgängen und Analyseprozesse.
Prof. Dr. Heinz Werntges (Fachgebiet Angewandte Informatik)
Prof. Dr. Heinz Werntges übernimmt mit seinem Team die Entwicklung des Messinstrumentariums und der zugehörigen Erfassungs- und Auswertungs-Software. Prof. Werntges unterrichtet u.a. Web-Technologien und Automatisierungstechniken vom Smart Home bis zu unternehmensübergreifenden Geschäftsprozessen. Er hat Erfahrung im Erfassen von Sportergebnissen mit mobilen Endgeräten auf einem zentralen Web-Server (Projekt für den DOSB/Deutsches Sportabzeichen). Als ADFC-Tourguide und Radsportler bringt er auch eigene Erfahrungen in die Konzeption der Erhebungstechnologie und des Erhebungsprogramms ein.
Sabrina Walther (M.Eng) (Fachgruppe Mobilitätsmanagement)
Hier kommt hoffentlich noch etwas über Sabrina?

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans gefördert. Das Projekt wird ferner von der Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen (AGNH) mit Mitteln des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung gefördert.